#5 Der Weg zum männlichen Bharathanatyam Tänzer in Deutschland war nicht immer einfach…

Nimalan Sathiakumar
20. Juni 2021, 18:30 MESZ aktualisiert am 20. Juni 2021, 18:30 MESZ

Mein Name ist Nimalan Sathiakumar und ich bin 22 Jahre alt. Gebürtig bin ich in Krefeld und studiere zurzeit Englisch und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Seit meinem dritten Lebensjahr erlerne ich den indisch-klassischen Tempeltanz namens „Bharathanatyam“ von meiner Mutter, welche ihren Bachelor in diesem Bereich in Indien absolviert hat. Im Jahre 2018 habe ich ebenfalls mein Diplom in dieser Tanzrichtung absolviert und unterrichte aktuell um die 60 Schüler und Schülerinnen.

Ich kann mich nicht explizit daran erinnern, wie ich mit dem Tanzen angefangen habe. Schon als neugeborenes Kind wurde ich zum Unterricht meiner Mutter mitgenommen. Größtenteils habe ich meine Kindheit in der Tanzhalle verbracht, wo ich verschiedene Gruppen von Tänzern und Tänzerinnen zu sehen durfte. Damals gab es in unserer Tanzschule nur drei Jungs, die diese Tanzart erlernt haben.

Durch das Aufwachsen in dieser Atmosphäre, wurde das Interesse in mir erweckt, Bharathanatyam zu lernen. Meine Mutter schilderte mir, dass ich zu Hause versuchte, die Tanzschritte, welche ich gesehen habe, nachzuahmen. Daher fügte mich meine Mutter in einem neu angefangenen Kurs hinzu. Sie brachte mir zunächst bei, dass diese Tanzart nicht nur für Frauen ist, sondern auch für Männer zugänglich ist. Um genauer zu werden, stammt diese Tanzart von der männlichen Gottheit Shiva. Meine Mutter erzählte mir viel von ihrem Guru Herrn Erumbu Subbaiyya und zeigte mir vielerlei Videos von männlichen Tänzern aus Indien, was mich sehr inspirierte. Ich habe diese Tanzart mit meiner Gruppe mit viel Freude und Interesse erlernt.

Es war nicht immer ein leichter Weg, den Tanz zu erlernen. Beispielsweise wurde ich mit vielen Kommentaren bei Auftritten konfrontiert. Dazu gehörten, weshalb ich der einzige Junge in der Gruppe bin oder weshalb ich als Junge so stark geschminkt bin. In dieser Tanzrichtung schminkt man sich insbesondere die Augen sehr auffällig, um die Emotionen zu den Zuschauern leicht zu übertragen. Im ersten Moment habe ich mich zwar beschämt gefühlt, aber im nächsten Moment habe ich immer an die Leute gedacht, die mich in der Hinsicht motivieren. Ich habe meine Aufmerksamkeit immer auf meine Familie, Freunde und Tanzgruppe gesetzt, die mich unterstützt haben. Mein Ziel war es schon immer, vielen Menschen ein Verständnis darüber zu geben, dass auch hier im Ausland Männer diesen Tanz erlernen können. Deshalb fing ich an, fleißig zu üben und versuchte mich weiterzubilden. Ich habe in vielen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Glücklicherweise kamen einige Menschen, die sich über mich lustig gemacht haben, später zu mir und haben mir ein Kompliment gegeben. Zurzeit lernen um die zehn Jungen diese Tanzrichtung, welches ich als einen Fortschritt ansehe. Ich werde weiterhin mich bemühen, diese „gender barrier“ zu brechen.

Abschließend will ich betonen, dass eine Kunst nichts mit den Geschlechtern zu tun hat. Im Bharathanatyam ist es eine Kommunikation zu Gott. Man schlüpft in eine Rolle und stellt sie dar. Falls man aufgrund dessen negativ betrachtet wird, sollte man sich an die Menschen wenden, die einen wirklich wertschätzen und ein ehrliches Feedback geben.

Disclaimer:
Die verfassten Beiträge in dieser Blogreihe werden, beruhend auf persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, verfasst. Die persönlichen Umstände und das persönliche Umfeld spielen dementsprechend eine große Rolle. Somit präsentieren die Artikel nur persönliche Ansichten und möglicherweise auch Lösungsansätze, die nicht auf alle übertragbar sind. Keinesfalls wollen wir implizieren, dass dies die einzig korrekte Sichtweise auf das entsprechende Thema ist oder jemanden damit angreifen. Wir sind dankbar für jedes Feedback und für jede Kritik und respektieren eure geäußerten Meinungen. Ihr könnt gerne eigene Beiträge verfassen und uns zukommen lassen, um auch eure Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten zu präsentieren.

Euer ITSA-Team

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